Veranstaltungen

ZUNFTABEND

Bereits im Mittelalter waren es die Hofnarren, die zur Zerstreuung und Erheiterung des Herrschers an den Hof geholt wurden und die mit Schlagfertigkeit, Witz und Einfallsreichtum und mit akrobatischen, schauspielerischen, tänzerischen und musikalischen Mitteln die Obrigkeit bei Laune hielten. Der Narr unter seiner Narrenkappe erfreute sich schon damals in der ungestraften Freiheit der Kritik an dem Höherstehenden und so konnte er den Obrigkeiten auf unterhaltsame Weise die Wahrheit „ins Gesicht“ sagen, ohne hierfür bestraft zu werden.

Diese Tradition hat sich bis in die heutige Zeit fortgesetzt und wiederspiegelt sich entsprechend in der oberrheinischen Fasent neben farbenprächtigen Umzügen in den vielfältigen Zunft-, Brauchtums- und Prunkabenden der jeweiligen Narrenzünfte. Auch der damalige „Hexenclub Grafenhausen“ unter der Führung von Karl-Heinz Hierlinger beschloss in seiner Zunftratssitzung am 05.06.1972, ab dem kommenden Jahr einen „Prunkabend“ zu organisieren.

So fand erstmalig am Samstag, 17.02.1973, im Saal des Gasthauses „Krone“ ein „Prunkabend“ statt. Die Hexen hatten die große Ehre, in einem übervollen Saal die Akteure auf die Bühne zu bitten und dem närrischen Volk ihre Darbietungen zu präsentieren. Eigens zur Eröffnung hatte Franz-Peter Holler den „Hexenmarsch“ komponiert, welcher von einer Abteilung der Musikkapelle Grafenhausen intoniert und uraufgeführt wurde.

Bereits beim ersten „Prunkabend“ traten namhafte Akteure auf, die auch in den folgenden Jahren die Hexenzunft tatkräftig mit zahlreichen Auftritten unterstützten. So wurden, um nur einige zu nennen, das Hexenballett unter der Leitung von Monika Dobeleit, die Büttenredner Walter Batt, Michael Lauck und Gottfried Stöhr sowie die aus Hexen-Mitgliedern bestehende Gesangsgruppe „Halbe Lunge“ zur festen Institution und durften in den Folgejahren an keinem „Prunkabend“ fehlen.

Bedingt durch die begrenzte Kapazität des Kronen-Saales mit maximal 220 Besuchern und aufgrund der großen Nachfrage der Grafenhausener Bevölkerung war der Hexenclub gezwungen, den jährlichen „Prunkabend“ ab dem Jahre 1975 dreimal hintereinander durchzuführen, was den Akteuren somit einen Bühnenauftritt am Freitag, Samstag und Sonntag bescherte.

Im Jahre 1980 konnte die zwischenzeitlich in „Brauchtumsabend“ umbenannte Veranstaltung in die neu errichtete Mehrzweckhalle hinter der örtlichen Grund- und Hauptschule verlegt und das vom Grafenhausener Bürgersohn Erich Uhl komponierte Hexenlied erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Auch hier wurde die Veranstaltung zunächst zweimal hintereinander durchgeführt. Erst seit dem Jahre 1990 findet die Veranstaltung nur noch einmal pro Jahr statt, wobei es sich von selbst versteht, dass diese Veranstaltung stets ausverkauft ist.
1992 erfolgte schließlich die Umbenennung des närrischen Abends in „Zunftabend“.

Der jährlich am vorletzten Samstag vor dem „Schmutzigen Donnerstag“ stattfindende „Zunftabend der Hexenzunft“ in der Mehrzweckhalle von Grafenhausen gehört zu den großen kulturellen Veranstaltungen von Kappel-Grafenhausen und ist aus unserer Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig ist die Durchführung des „Zunftabends“ für die Hexenzunft eine gesellschaftliche Verpflichtung, welcher stets gerne nachgekommen wird, gilt es doch, dem erwartungsfrohen Publikum durch Mitglieder unserer Zunft die Höhepunkte des vergangenen Jahres in fasnächtlicher Form nochmals näher zu bringen. Die Vielseitigkeit der heutigen Medienlandschaft zwingt die Akteure hierbei zu fast professionellen Auftritten und stellt für diese jedes Jahr eine neue Herausforderung dar. Die Hexenzunft hat es geschafft, Tradition und Gegenwart mit den Grundgedanken des Zunftabends zu vereinen und bis in das neue Jahrtausend zu bewahren. Es wird auch in der Zukunft für uns eine Verpflichtung sein, dass der „Zunftabend“ innerhalb des Grafenhausener Gemeindelebens seinen Platz behalten wird.

Schmutziger Donnerstag

Der uralten Tradition der alemannischen Fasent folgend, treffen sich in Erwartung des Rathaussturms durch die Hexen alljährlich am Abend des „Schmutzigen Donnerstag“ die Hemdglunker vor dem Rathaus in der Kirchstraße. Mit weißen Schlafgewändern und Strohschuhen bekleidet, können sie nach Einbruch der Dunkelheit den schaurigen Sturm der Hexen auf die Amtsräume des Bürgermeisters und die Besetzung des gesamten Rathauses verfolgen. Die gewaltige Übermacht der Hexen lässt selbst den härtesten „Schultes“ erkennen, dass weiterer Widerstand zwecklos ist, was in der Folge zur Amtsübergabe und als symbolischen Akt zur Überreichung des Rathausschlüssels vom Bürgermeister an den Oberzunftmeister der Hexenzunft führt. Sinnbildlich von diesem Zeitpunkt an regieren die Narren; der Bürgermeister und sein Gefolge sind entmachtet.
Begleitet von der Musikkapelle und laternentragenden Hexen ziehen die Hemdglunker anschließend unter Mitführung und dem Einsatz von Lärminstrumenten durch die Straßen von Grafenhausen, allen voran der Hexenmeister mit seinem überdimensionalen Rathausschlüssel. Mit dem bekannten Narrenlied „Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz, unn wenn die Katz nitt hoorig wär, dann fängt sie keine Mäuse mehr“ weisen die Hemdglunker auch die letzten Dorfbewohner an die nunmehr ins Dorf eingezogene Fasent hin. An der Festhalle angekommen, werden die kleinen Narren mit Wurst und Weck gestärkt, derweil in der Festhalle der Hemdglunkerball beginnt, bei dem die großen Hemdglunker bis lange nach Mitternacht feiern, ihr Tanzbein schwingen und sich an den verschiedenen Wein- und Bierständen der Hexenzunft kulinarisch verköstigen können.

In den Hemdglunkerball wurde Ende der 80-er Jahre ein Preismaskenball integriert. Maskierte Gruppen, aber auch Einzelpersonen, können nach Anmeldung ihre Masken und selbstgefertigten Kostüme in Form einer kleinen Aufführung zur Schau stellen.

Seit der Fasent 2023 findet der traditionelle Preismaskenball nicht mehr statt. Stattdessen wurde das Konzept durch eine Mischung aus Kinderdisco, Guggenmusik und Tanzgruppen angepasst. Während vor und nach den Aufführungen zwei DJs in der Halle für musikalische Unterhaltung sorgen und zum Tanzen einladen, verwöhnen unsere Hästräger in der Hexenbar die Gäste mit Longdrinks und fetziger Musik aus den internationalen Hitparaden.
Der Eintritt in die Halle bleibt weiterhin frei.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner