Die Zunft
Das Häs besteht aus folgenden Teilen:
Holzmaske aus Lindenholz mit Kopftuch aus rotem Grundstoff und weißen Tupfern,
Jacke aus altbäuerlichem, blaugestreiftem Baumwollstoff,
Rock aus rotem Wolltuch mit blau-weiß-grüner Stoffumrandung unten,
Schürze aus altbäuerlichem, blaugestreiftem Baumwollstoff,
rot-weiße Ringelstrümpfe,
weißes Beinkleid mit Spitzenbesatz,
Strohschuhe mit Lederbesohlung,
rote Handschuhe und
rot-weiß getupfter Besen mit Ginster.
Narreruef: „Hexe – Fäge“
Hexenlied
1.
Zwischen Schwarzwald und dem Vater Rhein,
liegt unser Dorf, ganz unscheinbar und klein.
Es geht so mancher ein und aus,
ein jeder fühlt sich hier zuhaus.
Das ganze Jahr herrscht Ruhe hier,
man trifft sich ab und zu beim Bier.
Und wenn im Herbst die Blätter fallen,
hört man es schallen, hört man es schallen.
Es dringt von fern an unser Ohr,
und alle singen mit im Chor:
Refrain:
Hexe fäge und Helau,es schreits’s das Kind,
der Mann und auch die Frau.
Hoorig, hoorig isch die Katz,
es pfeift’s die Maus und auch der Spatz.
2.
Grafenhausen ist schon ein Begriff,
ein jeder weiß, was hier an Fasnacht isch.
Man kennt auch Langeweile nie,
die Hexenzunft führt die Regie.
Es herrscht hier Jubel, Heiterkeit,
zu jedem Spaß ist man bereit.
Und wenn im Dorf die Peitschen knallen,
hört man es schallen, hört man es schallen.
Es dringt von fern an unser Ohr,
und alle singen mit im Chor:
Refrain:
Hexe fäge und Helau,es schreits’s das Kind,
der Mann und auch die Frau.
Hoorig, hoorig isch die Katz,
es pfeift’s die Maus und auch der Spatz.
3.
Unsre Fasnacht, sie soll leben hoch,
der Narretei ein dreifach kräftig „Hoch“.
Ein jeder soll sich amüsier’n,
doch dabei nicht den Halt verlier’n.
So wünschen wir Euch viel Pläsier,
die Fasnacht steht nun vor der Tür.
Es fängt im Dorf schon an zu wallen,
hört man es schallen, hört man es schallen.
Es dringt von fern an unser Ohr,
und alle singen mit im Chor:
Refrain:
Hexe fäge und Helau,es schreits’s das Kind,
der Mann und auch die Frau.
Hoorig, hoorig isch die Katz,
es pfeift’s die Maus und auch der Spatz.
Chronik
Die Hexe als Narrengestalt in Grafenhausen entstand in Anlehnung an die örtliche Geschichtsschreibung. In den Wirrungen während und nach dem „30-jährigen“ Krieg blühte vielerorts der Hexenwahn, der im Mittelalter in vielen Landstrichen unbarmherzig gewütet hat und so auch in unserem Ort seine Opfer fand. In verschiedenen geschichtlichen Unterlagen kann nachgelesen werden, dass im Jahr 1657 in Grafenhausen drei Hexenprozesse stattgefunden haben. Der Überlieferung zufolge wurde dabei ein Urteil gegen einen männlichen (!) Bewohner unserer Gemeinde vollstreckt und dieser zunächst erhängt und danach auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die gegen zwei weibliche Bewohner unserer Gemeinde gerichteten Verfahren verliefen glimpflicher. Sie wurden am Ende ihres Prozesses freigesprochen, nachdem sie einen gnädigen Richter gefunden hatten.
Nach Aussage noch lebender Zeitzeugen haben in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts weitere unorganisierte Fasnachtsumzüge in Grafenhausen stattgefunden, so z.B. im Jahre 1928. Leider fielen diese Anfänge einer richtigen Narretei in unserem Ort dem zweiten Weltkrieg zum Opfer. Zwei zu Beginn
der fünfziger Jahre ins Leben gerufenen Elferräte unter der Führung von Josef Schludecker (von 1963 bis 1972 Bürgermeister von Grafenhausen) bzw. von Otto Büchele (siehe Bild) organisierten mehrere Fasentumzüge am Fasnachts-Dienstag („Fasent-Zischdig“), ohne letztendlich selbst lange bestehen zu bleiben.
Trotzdem konnten die Grafenhausener nicht ohne „Fasent“ sein und veranstalteten in lockerer Form weiterhin am Fasnachts-Dienstag („Fasent-Zischdig“) Umzüge, um wenigstens das närrische Verlangen der örtlichen Bevölkerung zu stillen. Weitere Veranstaltungen fanden zu dem am Schmutzigen Donnerstag („Schmutzige Dunnschdig“) bzw. am Fasnachts-Montag („Fasent-Mendig“) im Saal des Gasthauses Kronen in der
Kirchstraße statt.
Nachdem im Jahr 1963 aufgrund fehlender Organisatoren kein Umzug auf die Beine gestellt wurde, besannen sich verschiedene Urfasnächtler um Alfons Elsner, Ottmar Hägle und Walter Sterzenbach ihrer Verantwortung und nahmen die Organisation des Umzugs für das Jahr 1964 selbst in die Hand. Anlässlich des Fasentumzugs im Jahr 1964 traten u.a. Alfons Elsner, Ottmar Hägle, Josef Kalinasch, Franz Seiler und Walter Sterzenbach, erstmals in einem Hexenhäs auf, das im Laufe der darauffolgenden Jahre immer mehr vereinheitlicht wurde und im Jahr 1968 seine entgültige Farbgebung erlangte. Gleichzeitig wurde dem wilden und unorganisierten Fasenttreiben im Ort mit der Gründung des „Hexenclubs“ ein Ende gesetzt und die Hexe als Fasentgestalt in Grafenhausen fest installiert.